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to Cloud or not to Cloud

Zurück von der diesjährigen openSUSE Conference. Auch in diesem Jahr war die Conference in Nürnberg wieder der Ort, an dem wir unser jährliches Entwicklertreffen abgehalten haben. Selbstverständlich haben wir die Tage zum Entwickeln genutzt. Ergebnis ist eine neue Minor-Release „12.2“ des invis-Servers. Viel wichtiger war allerdings unser Workshop zum Thema „openSUSE im Small Business“.

Ziel des Workshops war es ein Team innerhalb der openSUSE Community auf den Weg zu bringen, dessen Aufgabe es sein soll, sich um die Entwicklung und Bündelung von openSUSE basierten Projekten für’s Small Business zu bemühen, wie auch Marketing für den Einsatz von openSUSE im Small Business Segment zu betreiben.

Ausgangspunkt dafür sind natürlich unsere eigenen Erfahrungen beim Einsatz des invis-Servers in diesem Marktsegment, wie auch der Tatsache, dass beispielsweise in Deutschland 98% aller steuerpflichtigen Unternehmen weniger als 50 Mitarbeiter haben. Das dürfte im Rest der Welt ähnlich aussehen.

Schnell kam im Rahmen unseres Workshops das Reizwort „Cloud“ auf den Tisch. Einzelne Anwesende vertraten die Meinung, dass in der Nutzung von Cloud Services im Stile von AWS, MS Azure oder Googles Angebote das Heil auch für kleine Unternehmen liegt. Schließlich müsse man sich nicht mehr um eigenen IT-Infrastruktur kümmern und kann flexibel von überall beispielsweise mit einem Tablet arbeiten. Genau so verspricht es die Werbung.

Dabei wird natürlich schnell übersehen, dass die genannten Anbieter sicherlich keine Heilsbringer sind deren Mission es ist, kleinen Unternehmen das Leben zu erleichtern und Ihnen Kosten zu ersparen. Ganz im Gegenteil, würde ich sagen. Die Vereinheitlichung des Angebots für alle Kunden senkt vor allem Kosten und Aufwand beim Anbieter. Statt sich mit der bisweilen recht schwierigen Zielgruppe der kleinen Unternehmen auseinanderzusetzen, um Ihnen optimale, bedarfsorientierte Lösungen zu bieten, muss sich der Kunde mit seinen Workflows an die Vorgaben des Anbieters anpassen.

Für kleine nicht ortsgebunden arbeitende Unternehmen mag es zutreffen, das Cloud-Angebote die IT-Nutzung vereinfachen. Für alle andern lässt diese Sichtweise aber einige Dinge außer Acht.

Zunächst einmal geht es auch bei der Auslagerung von Business- oder auch Office-Applikationen für ortsgebunden arbeitende Unternehmen (und das dürfte die Mehrheit sein) nicht ohne eigene IT-Infrastruktur. IT-Geräte, seien es Diagnose-Systeme in der KFZ-Werkstatt oder Betriebsdatenüberwachung im Industriebetrieb, fordern eine mehr oder minder aufwendige Netzwerk-Infrastruktur, die schon mal nicht zu ersetzen ist. Ist die Infrastruktur schon unabdingbar, was spricht in diesem Umfeld gegen einen lokalen Server zur Datenhaltung oder zum Applikation-Hosting?

Die Nutzung von Cloud-Diensten setzt eine brauchbare Breitband-Anbindung voraus. Dass dies in Teilen unseres Landes noch lange keine Realität ist, ist ein anderes Thema. Genau eine solche Breitbandanbindung macht aber auch aus einem invis-Server den Cloud-Server in den eigenen 4 Wänden, der dennoch von überall flexibel genutzt werden kann.

Gerade heute Morgen hatte ich einen Termin in einer KFZ Werkstatt zwecks Erstellung eines Schadensgutachtens. Auf meine Frage, wie die nächsten Schritte aussehen, teilte mir mein Gesprächspartner mit, das er sich bei mir melde, sowie das Gutachten und Kostenvoranschlag fertig seien. Er konnte mir aber keinen Zeitpunkt nennen, da die Werkstatt Branchen-Software nutze, die als „Software as a Service“ angeboten würde und die Software aufgrund eines Fehlers nicht zur Verfügung steht. Auch der Wechsel in eine andere Werkstatt nutzt nichts teilte er mir mit, da mittlerweile die meisten kleinen Werkstätten mit diesem System arbeiten und gleichermaßen vom Ausfall betroffen sind.

Sicherlich kann auch ein Server in den eigenen 4 Wänden ausfallen, die Folgen sind dann aber weit geringer. Mit dem eigenen Server kann ich aber weiterarbeiten, wenn die Ursache des Problems beispielsweise eine ausgefallene DSL-Verbindung ist.

Auch die vielbeschworene Cloud-Telefonanlage ist eine recht praktische Sache, wenn ich flexibel und ortsungebunden arbeite. Anrufe erreichen mich überall und sei es, wenn ich möchte, via Smartphone im Urlaub auf den Malediven. Arbeite ich ortsgebunden und habe innerhalb meiner Büros Telefone die ich auch für hausinterne Gespräche nutze, wird die Cloud-TK-Anlage beim Ausfall meiner Internetanbindung zum ernsthaften Problem.

Die Nutzung von Cloud Diensten ist weder Allheilmittel noch grundsätzliches Übel. Es kommt darauf an für den Einzelfall die richtige Lösung zu finden. Es geht auch nicht grundsätzlich um entweder, oder, schließlich können Kombinationen verschiedener Techniken auch zum Ziel führen.

Cloud-Dienste machen aber die Gründung eines openSUSE Teams für den Einsatz von openSUSE und darauf basierenden Projekten in kleinen Unternehmen keinesfalls überflüssig. Schließlich können wir mit openSUSE und darauf laufenden Applikation auch Cloud!

Stefan

 

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