Hallo, ich bin Ihr System- und Netzwerkadministrator. Es ist mein Job dafür zu sorgen, dass Ihre IT-Umgebung möglichst reibungslos läuft. Tut sie das nicht, ist es an mir alles wieder in Ordnung zu bringen.
In der Summe ist das ein recht komplexer Job. Wir Sysadmins sind im Idealfall Generalisten. D.h. wir lernen uns in den vielen verschiedenen, bisweilen recht komplexen Themenfeldern weitgehend trittsicher zu bewegen, ohne uns auf ein Gebiet zu spezialisieren. Sysadmin zu sein, bedeutet dazu bereit zu sein jeden Tag des Berufslebens zu lernen.
Dazu gehören Netzwerkgrundlagen genauso wie Verständnis für die Vorgänge beim Email-Verkehr oder Berechtigungen auf Fileservern usw. Wenn Sie als Anwender jetzt nicht wissen wovon ich rede, ist das kein Beinbruch. Jeder hat seinen Job.
Betrachten wir jetzt einmal Ihren Teil der IT, den Teil des „Anwenders“. Stellen Sie sich vor, ich wäre der Inhaber der Geflügelfarm von der Sie Ihre Eier beziehen. Würden Sie von mir verlangen, dass ich Ihnen Ihre Frühstückseier koche? Nein? Warum tun Sie es dann?
Der PC im Allgemeinen ist das oder eines der wichtigsten Werkzeuge des Arbeitslebens vieler Menschen. Sie nutzen dieses Werkzeug, da wäre es doch selbstverständlich, dass Sie sich mit der Funktionsweise eben jenes Werkzeuges auskennen. Ist das nicht der Fall sollten Sie es lernen, das gilt ja auch für mich und für jeden, der eine Bohrmaschine benutzen oder Auto fahren will.
Sie möchten, dass ich Ihnen in meiner Eigenschaft als Systemadministrator im Falle von Problemen helfe oder? Wenn es Sie aber bereits überfordert, wenn ich sage: „Öffnen Sie bitte den Dateimanager.“ wirft das Probleme auf. Gleiches gilt, wenn ich Sie bitte eine soeben aus dem Internet heruntergeladene Datei zu öffnen und Sie nicht wissen, wie Sie den Downloads-Ordner finden oder erst gar nicht wissen was das ist.
Sehr ernüchternd finde ich auch das Unvermögen vieler Anwender ein Programm zu starten, wenn kein entsprechendes Symbol auf dem Desktop zu finden ist. Das Startmenü, in dem in der Regel alle installierten Programme eines Computers hinterlegt sind, gibt es seit etwa 1995! Nicht zu wissen was das ist, bedeutet für einen PC-Anwender, dass er sich mit seinem Werkzeug noch nie wirklich auseinander gesetzt hat. Ähnliches gilt im Übrigen für die Suchleiste, die die meisten Betriebssysteme seit vielen Jahren im Gepäck haben.
Bevor ich damit aufhöre, gehe ich noch einen Schritt weiter. Von mir wurde schon oft erwartet, dass ich Funktionen einer Tabellenkalkulation (sorry, ich meinte natürlich Excel) erläutern kann. Dem ist nicht so! Das ist nicht mein Job, ich nutze Excel ja nicht mal. Unterm Strich hat die Anwendung von Excel auch nichts mit IT zu tun! Ich als Sysadmin kann Excel auf Ihrem PC installieren, anwenden (daher der Begriff Anwender) müssen Sie es schon selbst. Können Sie das nicht, wäre eine Schulung der richtige Weg.
Entschuldigen Sie die Ausrufezeichen. Mit den Jahren wird das Ganze für mich zu einem emotionalen Thema. Werde ich den ganzen Arbeitstag über mit Fragen zur Anwendung konfrontiert, komme ich nicht dazu meinen eigentlichen Beruf auszuüben, also mein Fachwissen anzuwenden. Leider hat sich die Situation in den letzten Jahren immer mehr verschlimmert. Liebe Anwender, bitte nehmen Sie sich ein Herz und die Zeit sich mit Ihrem Arbeitsgerät zu beschäftigen, besuchen Sie Kurse, seien Sie bereit zu lernen. Kleiner Tipp: Volkshochschulen leisten hier richtig gute Arbeit.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich helfe Ihnen gerne, im Zweifel auch bei Anwenderproblemen – so ich das kann. Allerdings muss das Verhältnis stimmen. Stimmt es nicht, bleibt die Motivation des Sysadmins auf der Strecke.
Stefan Schäfer